Freitag – Weil das Essen gestern so gut war, gehen wir heute wiederum koreanisch essen. Diesmal gehen wir in ein Restaurant, nur ein Block vom gestrigen Rastort entfernt. Das Restaurant verspricht gutes Essen, denn es ist fast voll besetzt mit Koreanern. Das einzige, was uns erinnert, dass wir uns immer noch in Vancouver befinden, sind die T-Shirts der Kellner mit der Aufschrift "Canada". Auf den Ratschlag einiger Koreaner unserer Schule bestellen wir eine Suppe. Einige Minuten später erscheint die Besitzerin des Restaurants mit einer Pfanne und einem Tischkocher. Wie bei unserem Schweizer Fondue Chinoise, jedoch ohne Fonduegabel, taucht sie nun Fleisch in die Suppe. Über das Fleisch legt sie diverse Gemüse, bis die Suppe überläuft. Das Kochen der Suppe erweist sich als interessant Angelegenheit, da sie immer wieder vor dem Überlaufen gehindert werden muss. Fast alle Gäste haben ihren eigenen Kochtopf, rühren darin ab und zu und unterhalten sich; die Atmosphäre ist grossartig. Unsere Erwartungen an den Geschmack des Essens werden natürlich auch nicht enttäuscht.
In der Schule habe ich heute gehört, dass am Abend in der Residence eine Party stattfindet. Unseren Treffpunkt sowie die Uhrzeit haben wir jedoch nicht abgemacht. Als ich also mit dem Victoria-Bus zur Broadway-Station, von dort mit der B-Line 99 auf dem äusserst rumpeligen Broadway nach Osten bis zur Oak Street fahre und schliesslich die Lobby der etwa zehnstöckigen Residence betrete, finde ich vorerst niemanden vor, den ich kenne. Nach einer kurzen Zeit sehe ich, dass ein Koreaner unserer Schule, der die letzten zwei Mittage mit uns gegessen hat, in der Lobby scheinbar verwirrt herumsteht. Er kann mir jedoch, ich weiss nicht, woran es genau liegt, nicht sagen, wo die Party stattfinden soll. Nach einer weiteren kurzen Zeit betreten endlich meine Partykollegen das Gebäude. Wir begeben uns in den siebten Stock, und ich ahne schon, was jetzt kommt: Im Zimmer 701 – man bemerke: die Zimmer sind winzig (!) – findet auf engstem Raum vielmehr ein Treffen als eine Party statt: Etwa fünf Mexikaner stehen auf dem (ebenfalls winzigen) Balkon, wir sitzen zu dritt auf der Couch vor dem Fernseher und schauen eine dämliche, obgleich unterhaltsame Sendung, während konstant etwa drei weitere, immer abwechselnde Personen irgendwo im Zimmer stehen. Das Vorhaben der Party misslingt also, was jedoch nicht heisst, dass der Abend auch misslingt.