Sonntag – Nach dem Eislaufen auf dem
West End Ice Rink und dem Nachtessen gehen Antoine, Antoine, Tim, Miho und Saori, zwei japanische Studentinnen aus Antoines Schule, und ich ans
Vancouver International Film Festival, um uns den Film
French Guy – Koinzidenz mit dem Faktum, dass Franzosen den Film ausgesucht haben? – anzusehen.
Die Vorstellung beginnt mit einer kurzen Rede, danach beginnt ein Kurzfilm eines Regisseurs, der im Kino gerade hinter uns sitzt. In diesem Film mit dem Namen
Vancouver fahren zwei Polizisten scheinbar gelangweilt in Vancouvers Downtown umher, als sie plötzlich einen Funkspruch erhalten. Sie fahren zu einer Schule und begeben sich ins Gebäude, wo Kinder – in der Nacht – herumrennen und spielen. Diese werden nun in den nächsten Szenen von den Polizisten wie Kleinkriminelle behandelt, gefesselt und nach Waffen durchsucht. Der Höhepunkt – meiner Meinung nach – dieses Kurzfilmes, der offensichtlich eine Parodie auf Mainstream-Gangsterfilme mit billigen Floskeln ist, wird erreicht, als einer der Polizisten zu einem am Boden sitzendem Kind, das gerade am Malen ist, sagt: "Yes, it's funny … The game is over!" Natürlich wirkt die Szene besonders witzig, weil der Polizist eine todernste Polizistenstimme aufsetzt.
Nach
Vancouver beginnt das Hauptprogramm mit
French Guy. Der French Guy in diesem Film ist der – vermutlich aus Frankreich ausgewanderte – Nachbar einer Frau, die gerade eine Operation hinter sich hat, bei der ihr ein Stück des Gehirns entfernt werden musste. Er ist ein Franzose, klischeehaft wie er nur sein kann: In der ersten Szene, in der er auftritt, sieht man ihn mit einem Baguette unter dem Arm, einem Schnurrbart und einer Franzosenmütze (ich habe leider deren korrekte Bezeichnung vergessen). Er hat einen französischen Akzent, ist Maler und trinkt stets Wein. Der Film behandelt zu einem grossen Teil die Geschichte der Frau mit der merkwürdigen Amputation. Was sich anfangs nur als kleiner "Dachschaden" in Form eines Reinlichkeitswahns ausprägt, entwickelt sich während des Films so weit, dass sie ihren Ehemann in kleinen Papierpäckchen verteilt im Kühlschrank versteckt. Sie will doch nur alles in Ordnung bringen …
Der Film bietet schwarzen Humor in einer Art, wie ich sie bisher nur von europäischen Filmen kenne. Leider zeigt er teilweise wohl zu blutige Szenen, was einige meiner Kollegen ein wenig abschreckt und vielleicht auch den Humor raubt.
Nach dem Film treten einige der Schauspieler – darunter auch die Darstellerin der mörderischen Frau; schaurig … – und der Regisseur von
Vancouver sowie die Regisseurin von
French Guy auf die Bühne, um Fragen des Publikums zu beantworten.
Die Suche nach einem Bus, der uns nach Hause fährt, gestaltet sich am Abend schwieriger als erwartet, denn in der Nacht fahren die Busse auf anderen Linien und vor allem seltener als am Tag; zudem wissen wir zuerst gar nicht, an welcher Haltestelle wir warten sollen. Wegweisungen von verschiedenen Leuten führen zu verschiedenen Orten, also entscheiden wir uns, unserem eigenen Orientierungssinn zu vertrauen. Als wir zur Richards Street, wo unser Bus unserer Meinung nach fährt, gelangen, fährt ein Bus gerade vorbei. Wir entscheiden uns also, diesem Bus nachzurennen – aus welchem Grund auch immer, wir wissen nicht einmal, ob es unser Bus ist. Dies erweist sich überraschend als gute Intuition, als der Busfahrer uns antwortet, wir befänden uns in dem Bus, nach dem wir gefragt haben. Einige Stationen später merkt der Busfahrer schliesslich auch, dass er mit der falschen Busnummeranzeige fährt, ersetzt die Nummer 8 mit der 20 und meint philosophisch: "An 8 becomes a 20; a 20 becomes an 8." Einige Stationen später macht er eine "kurze" Pause, geht "schnell" zu 7-eleven, während draussen der Bus mit seinen wenigen Passagieren auf der Strasse steht. Nachdem unterwegs noch Marion zugestiegen ist, erreichen wir einige Zeit nach Mitternacht zu dritt unser Haus. Aber wir können schliesslich genug schlafen, denn der Montagmorgen ist bekanntlich schulfrei.