Sonntag – Was ist typischer für den Herbst, als Kastanien? Okay, ja, es gibt vielleicht noch typischeres, zum Beispiel Laub, aber eine Kastanie assoziiere ich (neben "HEISSI MAROOOONI" vom Stanser Markt und von Luzern) das Tessin – im Herbst. Im Herbst, wenn es da ausnahmsweise auch einmal kalt ist, gingen meine Familie und Verwandte, Bekannte oder beides oft dorthin, um Kastanien zu sammeln. Dies war wohl die einzige Zeit, in der man öfters (so richtig kanadisch) in den Wald ging.
Aus demselben Grund, aus dem man wohl nicht öfters in den Wald geht, nämlich mangelnde Motivation, auch bekannt unter "Faulheit", habe ich heute auch hier in Vancouver nichts gemacht. Dafür hat Antoine heute Antoine (ja, den anderen Antoine) mitsamt Halloweenverkleidung (nur noch ein Tag!) als Village People zum Nachtessen mitgebracht. Nachdem wir gegessen haben und die übliche Langeweile nach dem Essen einsetzt (siehe Bild), beginnen wir – ganz herbstlich – mit Kastanien zu jonglieren. Dabei gelingt es Antoine, eine der Kastanien zu verlieren, wonach er mir natürlich die Schuld zuschiebt (er hat sowieso angefangen!!). Die Frage stellt sich nun, wie man in der Küche eine Kastanie verlieren kann? Ich weiss es auch nicht. Dafür weiss ich die Antwort auf eine Frage, die sich eigentlich erst stellt, wenn man die Antwort schon kennt: Die Kastanien waren dazu da, gelocht zu werden. Milka hat am Nachmittag kleine Löcher in sie gebohrt – was mit der Schere äusserst gefährlich aussah – und danach im ganzen Haus verteilt. Nach kroatischer (habe ich schon einmal erwähnt, dass Milkas Eltern mit ihr von Kroatien nach Kanada ausgewandert ist?) Mythologie vertreibt dies nämlich Spinnen und anderes Ungeziefer. Genützt hat es übrigens nichts, einige Tage später werde ich eine Spinne dabei beobachten, wie sie gemütlich auf der gelochten Kastanie ihr Ungezieferwesen treibt.